Depressionsschübe selbst lindern

Bildquelle: Jaclyn Clark, unsplash.com

Depressionsschübe? Vorsicht. Wenn sie öfters auftauchen, sollte man den Arzt seines Vertrauens aufsuchen. Auch in weiterer Folge einen Psychotherapeuten, damit das wieder besser wird. Denn Depressionen sollten nicht zu lange die Regel sein und je früher man dem Problem begegnet, desto besser lässt es sich behandeln. Falls man nun schon bei Arzt und Psychotherapeut ist und dann doch zuhause diese dunklen Depressionsschübe wieder stattfinden, könnte es für manche Betroffene mittels der TCM und einfacher Shiatsumethoden die Möglichkeit geben, sich selbst zu helfen. Das folgende “Rezept” dazu wird wohl nicht für alle klappen, aber ich hatte damit schon gute Erfahrungen und wenn es mal losgeht, ist es einen Versuch wert. Denn wenn es klappt, dann klappt es sehr schnell. 

Also, gewisse Depressionsschübe spüren sich wie ein dunkles Fieber an, das aber nicht heiß wird. Es kommt über einen und durchfährt Glieder und Beine. Es kann ein brennendes Gefühl hinzukommen, muss aber nicht. Die Traurigkeit, die da entsteht, ist bei weitem mehr als Traurigkeit. Es ist unbeschreiblich, unlogisch, grundlos und nicht kontrollierbar. 

Aus der Sicht der TCM und nach meiner Erfahrung lässt sich folgendes beschreiben: Von den Meridianen her hat Depression keinen konkreten lokalen Anfang. Es ist vielmehr ein plötzlicher Stillstand des Flusses der Säfte im Körper. (Natürlich kein kompletter Stillstand, denn man lebt ja noch.) Wenn alles plötzlich still steht, an wen wird das wohl liegen? Kandidat A: der Lebermeridian. Die Leber speichert das Blut. Sie entscheidet, wieviel Blut sie aufnimmt und wieviel sie im Moment weitergibt. Sie reguliert die Flussintensität des Blutes quasi. So sieht das die TCM. Bitte dies nicht mit der Allgemeinmedizin vergleichen, denn diese Beschreibung ist figürlich gemeint. Aber an dem Lebermeridian alleine liegt es nicht. Wer ist der Dirigent in diesem Gebinde? Das Herz! Kandidat B also: der Herzmeridian. Das Herz gibt den Takt für den Blutfluss vor. Es ist der oberste Entscheidungsträger in diesem Gefüge. Bei der Depression entschließt sich dieser Kaiser plötzlich, sich zurückzuziehen. Er will irgendwie nicht. Auch das ist nur figürlich gemeint, denn das echte Herz arbeitet natürlich brav und fleißig weiter. Alles ist eigentlich ok. Es soll nur diese Depression weggehen. 

Also Schritt 1 für Kandidat A: 

Bringe Deine Leber wieder in Fluss! 

Bildquelle: Kristina Pfeifer, 2017

Weil Depressionsschübe meist in Abwesenheit eines Shiatsupraktikers stattfinden (so ein Käse), muss man die Leber selbst in den Fluss bekommen. Wie im Foto dargestellt, setzt man sich so hin, dass eine Innenseite des Oberschenkels vor einem liegt. Man fängt mit dem linken Bein an, denn dieses ist meist das weichere. Nun setzt man den Ellbogen an der Innenseite des Oberschenkels an und lässt sich mit seinem Körpergewicht zwischen die Vielzahl an Muskelpartien in diesem Bereich sinken. Das kann wehtun, denn dabei werden verklebte Faszien voneinander gelöst. Man beginnt in der Leistengegend und arbeitet sich schrittweise zum Knie vor. Bitte nicht aktiv drücken mit Gewalt, sondern nur das Gewicht von Arm und Gegendruckarm (siehe meine Haltung im Bild) wirken lassen. Das gleiche macht man mit dem rechten Bein. 

Somit arbeitet man den Lebermeridian im Oberschenkel ab. Im Laufe des Tuns und kurz danach merkt man gleich, dass der Kopf klarer wird. Du kannst also gleich bei Dir beobachten, ob es funktioniert. 

Je schwerer die Depressionen sind, desto eher benötigt man für den Lebermeridian vielleicht noch einen Durchgang, also eine Wiederholung. Versuche dabei, die Muskel am inneren Oberschenkel mit Gefühl und ohne Gewalt voneinander zu befreien. 

Nun geht es einem schon eine Spur besser, aber das alleine kann die Depression noch nicht komplett abwehren. Als nächsten Schritt wollen wir sicherstellen, dass die Verbesserung nachhaltig wirkt und dass der Kaiser, das Herz, seine eigene Stimmung besser kontrollieren kann, also Schritt 2 für Kandidat B: 

Das Herz wird wieder geschmeidig und souverän!

Bildquelle: Drew Hays, unsplash.com, modifiziert

Hierfür werden die Akupressurpunkte Herz 7, Herz 8 und Herz 9 aktiviert. Am besten, man wendet bei allen drei Punkten Moxibustion an. Mit rauchfreien Moxastangen kann man das gut zuhause machen. Aber wenn man diese nicht zur Hand hat, dann hilft Massage dieser Punkte ebenso. Nach der Massage kann man auch versuchen, diese Bereiche gut zu wärmen. In der Abbildung sind die 3 Punkte angeführt. Herz 7 liegt genau im Bereich eines Sehnenansatzes. Diesen Bereich gut drücken, sodass sie Sehne wieder biegsamer wirkt. Herz 8 liegt im Innenbereich des Handflächenknochens beim kleinen Finger. Hier muss man recht pressen, bis man einen leichten Schmerz spürt, der auch simuliert. Und schließlich die Spitze des kleinen Fingers seitlich mit gutem Druck zusammenpressen, denn da stimuliert man Herz 9. Für jeden Punkt kann man sich ca. 2 Minuten Zeit nehmen. 

Manche Betroffene spürten schon längst einen eigenen Schmerz in den Zonen nahe von Herz 7 und Herz 8. Es kann passieren, dass die verantwortlichen Meridiane tatsächlich von alleine schmerzen und meist so auf eine Inbalance schon hinweisen. Genau das sind dann auch relevante Behandlungszonen. 

Herz 7 und Herz 8 sind in der TCM konkret Depressionen zugeordnet. Macht man zum Beispiel Herz 7 wieder geschmeidig und warm, so kann das Herz wieder besser auf Situationen reagieren und sich figürlich öffnen oder auch schließen. 

Wie ist es danach?

Bildquelle: Chris Brignola, unsplash.com

Hat es funktioniert? Oder nicht? Wie fühlte es sich nachher an? Bitte poste Deine Eindrücke hier. Bisher erfuhr ich, dass nachher Klarheit entsteht und die Depression einer gesunden und sehr leichten Traurigkeit weicht, welche dann aber auch allmählich verfliegt. Bei schweren Schüben wurde danach Müdigkeit berichtet, die in einen heilsamen Schlaf überging. Der Druck der Depression verschwand zudem. Bei ganz schweren Schüben musste das Ganze wiederholt werden und das half dann nur bedingt für 10 Minuten, danach wurde man aber streitbarer und selbstbewusster. Hier verschwand wenigstens die Hilflosigkeit. 

Dies hier ist nur ein einfaches Rezept anonymer Form. Die TCM sieht gerne den Menschen als Ganzes. Es gibt dabei keine allgemeine Rezepte. Daher, für jeden muss das Behandlungsmuster individuell aufgestellt werden. Trotzdem sind kleine allgemeine Hilfsmittel möglich. Allerdings wirken sie dann auch unterschiedlich gut. 

Ich wünsche allen Betroffenen einen guten Weg, die Flut der Depressionen zu verlassen. Sucht professionelle Hilfe (Arzt, Psychotherapeut, …), redet darüber, schämt Euch nicht! Seid stolz auf Eure Erfahrung und auf Euer Wissen. Denn nur Betroffene wissen, was das wirklich ist. Und man kann Depressionen los werden, man muss daran wirklich arbeiten. Jedenfalls, – ja es geht tatsächlich! 

(allerdings nicht mit diesem Rezept, das ist nur temporäre Hilfe)


Dank für Feedback: 

Herzlichen Dank an die Kolleginnen Anufa Ellhorn und Barbara Reininger für das qualitative Feedback zum Text.

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